Wenn vom Insektensterben gesprochen wird, ist das seit mehreren Jahren vielen Menschen ein Begriff. Besonders betroffen ist auch die Biene, die als drittwichtigstes Nutztier überhaupt eingestuft wird. Wenn die wichtigen Bestäuber von der Bildfläche verschwinden würden, hätte dies weitreichende Folgen, denn 80 Prozent der Nutz- und Wildpflanzen werden von der westlichen Honigbiene bestäubt. Schmetterlinge, Hummeln, Fliegen und Wildbienenarten sind oft auf bestimmte Pflanzen spezialisiert und deshalb weniger effizient. Auch wenn sie keinen Honig erzeugen, sind sie trotzdem wichtig für die Bestäubung von diversen Pflanzenarten.
Seit Beginn des zweiten Jahrtausends ist immer wieder durch konkrete Zahlen klar geworden, dass ein Massensterben der Bienen mehr und mehr zu Tage tritt. Ein konkreter Grund für den rapiden Rückgang von Bienenvölkern ist nicht bekannt, allerdings zählen folgende Faktoren mit Sicherheit dazu:
- Die Moderne Landwirtschaft mit schrumpfenden Flächen und Monokulturen schränkt das Nahrungsangebot stark ein. Nutzpflanzen haben oftmals eine sehr kurze Blütezeit.
- Viren und Krankheitserreger, insbesondere die Varroamilbe befällt immer häufiger die Bienen und löscht unter Umständen ganze Völker aus.
- Der Wandel des Klimas stellt einen immensen Eingriff in das Gleichgewicht der Bienen dar. Milde Winter und damit einhergehende, veränderte Blütezeiten verwirren die Bienen.
Die ökologischen und ökonomischen Folgen, falls das Bienensterben voranschreitet, wären nicht auszudenken. Doch was kann jeder von uns tun, um den Wildbienen und Honigbienen das Leben zu erleichtern? Wir schaffen ihnen in unseren kleinen Oasen, also Gärten, Terrassen und Balkonen, einen geeigneten Lebensraum!

Was macht eine "bienenfreundliche Pflanze" aus?
Grundsätzlich gilt, dass eine Pflanze umso besser geeignet ist, je mehr Nektar oder Pollen sie erzeugt. Aus Nektar gewinnen Bienen Energie zum Fliegen, für die Produktion von Wärme und alle anderen Körperfunktionen. Man könnte Blütennektar also als eine Art Bienen-Treibstoff ansehen. Pollen stellen eine außergewöhnlich eiweißreiche Nahrungsquelle für die Versorgung der Larven dar. Beides ist also für ein gesundes, vitales Bienenvolk von äußerst großer Bedeutung. Pflanze ist nicht gleich Pflanze und das bedeutet, dass einige Pflanzen Pollen und Nektar in unterschiedlicher Menge produzieren, oder gar ausschließlich eines von beiden. Des Weiteren sollte darauf geachtet werden, dass nicht nur Pflanzen mit gefüllten Blüten den Garten zieren. Dieses sind zwar besonders schön anzuschauen, allerdings sind Bienen und andere Bestäuber nicht in der Lage, aus diesen Pollen oder Nektar zu gewinnen. Einige gefüllte Sorten liefern weder Pollen noch Nektar uns sind als Nahrungsquelle gänzlich ungeeignet! Auch Geranien und Pelargonien dienen nicht als Nahrungsquelle.
Nicht nur für die Bienen erfreulich, sondern auch wunderschön anzuschauen ist es, wenn auf eine große Vielfalt an Blumenarten geachtet wird. Nicht nur wird den Wild- und Honigbienen das ganze Jahr über Nahrung geboten, sondern die zu verschiedenen Zeiten blühenden Stauden und Gehölze lassen den Garten die ganze Saison über in den verschiedensten Farben erstrahlen. Eine Bienenweide gibt dem Garten einen einzigartigen, natürlichen Flair.
Der bienenfreundliche Garten
Wie für uns Menschen ist auch für die Biene eine ausgewogene, sprich abwechslungsreiche Ernährung von großer Bedeutung. Damit Bienen bei der Suche nach geeigneter Nahrung erfolgreich sind, kann bei der Gestaltung des Gartens darauf geachtet werden, dass die passenden Pflanzen dafür ausgesucht werden. Da in einem Garten meist besonders viel Platz ist, können auch ohne Probleme Pollen- und Nektarspender mit eher für Bienen uninteressanten Blühpflanzen gemischt werden. Insekten- und Bienenhotels werden außerdem gerne angenommen sind in verschiedensten Größen zu kaufen oder können einfach gebastelt werden. Größere Flächen mit Mischblumen und ein Hang zum Naturbelassenen im Garten, bieten Unterschlupf. Außerdem sind kleine Wasserstellen hervorragend für die Biodiversität.
Der bienenfreundliche Balkon
Wer nun denkt, dass nur Gartenbesitzer die Möglichkeit haben, etwas zur Biodiversität und insbesondere für die Bienen zu tun, der irrt. Auch auf engstem Raum können bienenfreundliche Blumen einen Platz finden. Egal ob im Kübel, Balkonkasten oder in der Blumenampel, auch hier gilt es ungefüllte Sorten zu integrieren um den Insekten möglichst viel Nektar und Pollen zu bieten. Ihrer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und für die wichtigen Insekten zählt jede Pflanze, die Nahrung liefert.
Geeignete Pflanzen für die Bienen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei ungefüllten Sorten Blütenboden und Staubgefäße für die Bienen gut zu erreichen sind. Zum Abschluss nennen wir einige geeignete Pflanzen für einen bienenfreundlichen Garten für den jeweiligen Zeitraum.
Mitte Februar bis Mitte März
- Blaukissen (Aubrieta) wächst kissenförmig und polsterbildend. Die Staude blüht je nach Sorte bereits im März, bietet Nahrung für Bienen und stellt sehr geringe Ansprüche an die Pflege.
- Die kleinblütigen Sorten des Krokus (Crocus) können schon beginnen zu blühen, sobald der Boden nicht mehr komplett durchgefroren ist. Die Sorten mit größeren Blüten können sich ebenfalls bereits im März zeigen.
- Auch das Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) kann unter den richtigen Umständen bereits im Januar Blüte zeigen. Zum Sammeln des ersten Pollens ist sie für die Bienen somit überaus wertvoll. Es kann auch auf halbschattigen Rasenflächen und unter Sträuchern ausgewildert werden.
Der Vorfrühling ist außerdem die Zeit von Winterling (Eranthis), Duftveilchen (Viola odorata), Traubenhyazinthe (Muscari) und Kegelblume (Puschkinia).
Mitte März bis Mitte Juni
- Kaukasisches Vergissmeinnicht (Brunnera) zeigt von April bis Juni eine Vielzahl von kleinen, blauen Blüten an wunderschönen Rispen. Mit einer Vorliebe für halbschattige bis schattige Standorte ist es perfekt als eine Unterpflanzung geeignet.
- Bauernorchideen (Schizanthus x wisentonensis) stammen aus Südamerika und sind von Natur aus sehr robust. Daher finden die Spaltblumen früh ihren weg in das Beet oder auf den Balkon. Ab Mai blühen sie.
- Der in Purpur blühende Kugel-Lauch (Allium spaerocephalon) ist eine heimische Wildstaude und zählt als Insekten- und Bienenweide. Die Blüte ist tatsächlicher eher eiförmig und setzt sehr farbenfrohe Akzente in ihrem Garten.
- Sowohl in der Sonne als auch im Schatten fühlt sich die Taubnessel (Lamium) wohl. Obwohl ihr Laub an das der Brennnessel erinnert, hat die Taubnessel keine Brennhaare, dafür bildet sie an den Stängeln ab April wunderschöne Lippenblüten.
- Tränendes Herz (Dicentra spectabilis) ist eine besonders Wunderschöne, bienenfreundliche Staude. Die Blüten in Form von Doldentrauben muten an wie kleine Herzen, an dessen Spitze sich ein Tropfen bildet. Der Frühjahrsblüher zieht nach der Blüte ein und sollte mit Sommer- und Herbststauden kombiniert werden.
Auch Lungenkraut (Pulmonaria), Tulpen (Tulipa), Storchschnabel (Geranium) und Katzenminze (Nepeta x fraassenii) eignen sich, damit der Garten im Frühling ein wahres Festmahl bietet.
Mitte Juni bis Mitte September
- Das überreich blühende Husarenknöpfchen wird mit seinen zierlichen, gelben Blütenkörbchen auch oft als "Mini-Sonnenblume" bezeichnet. Es eignet sich ideal als Bodendecker im Gartenbeet
- Als besonders robust gilt der je nach Art straff aufrecht oder windend wachsende Eisenhut (Aconitum). Sonnig bis halbschattig gestellt lässt er sich hervorragend mit anderen Stauden kombinieren. Rispenartig und üppig zeigt sich die Blüte die je nach Art in den verschiedensten Farben Bienen und andere Bestäuber wie Hummeln und Schmetterlinge in den Garten lockt.
- Die Glockenblume (Campanula) taucht Gärten zwischen Juni und September in Weiß, Blau oder Violett. Meistens sommergrüne Stauden. Über 300 Arten gibt es und die Ansprüche an den Standort können stark variieren. Meistens wird ein Platz in der Sonne oder im Halbschatten bevorzugt.
- Der Mehlsalbei (Salvia) wächst buschig aufrecht, zählt mit einer Blütezeit von Juni bis Oktober als echter Dauer-Blüher und bietet für Bienen ein wahres Festmahl. Ein sonniger bis absonniger Standort ist ideal. Der Boden darf frisch bis feucht sein.
- Nicht nur als pflegeleicht gilt das Eisenkraut (Verbena), sondern auch als ebenso Blütenreich. Es gibt hängende und stehende Sorten. Durch den würzigen Duft der Pflanzen werden besonders viele Insekten angezogen.
Im Sommer finden auch Kugeldistel (Echinops), Fingerhut (Digitalis), Sonnenhut (Rudbeckia), Fetthenne (Sedum) und Rittersporn (Delhinium) einen Platz im Garten. Es können auf Terrasse oder Balkon auch Kräuter gehalten werden, von denen zum Beispiel Lavendel, Thymian, Oregano, Minze und Salbei als Insektenfreundlich gelten.
Mitte September bis Mitte Dezember
Mädchenauge (Coreopsis), Astern, Sonnenbraut (helenium x culturoum) und Sonnenhut (Echinacea x purpurea) sind nur einige Beispiele von Pflanzen, die selbst bis in die kalte Jahreszeit hinein blühen.
Für die besonders Kalten Wintertage gibt es passende Pflanzen, wie den gemeinen Efeu (Hedera Helix), der nicht nur mit seinem immergrünen Laub Farbpunkte in den Tristen winterlichen Garten bringt, sondern mit seiner Blüte Insekten ernähren kann.
Die Liste an geeigneten Blumen für eine Bienenweide die das ganze Jahr über Nahrungsquellen hervorbringt, lässt sich noch stark erweitern. Wer sich informiert muss in jedem Fall nicht auf einen herrlichen Anblick im Garten verzichten, um etwas für die bedrohten Bienen zu machen.